Angewandte Naturheilkunde

Reizende Wickel


Neben den temperaturaktiven und den Heilpflanzenwickeln gibt es auch noch die hautreizenden Auflagen mit Senf, Meerrettich, Ingwer oder Olio santo, dem Ölauszug von Chillies, die aber mit Vorsicht benutzt werden sollten, da sie bei zu langer Auflagedauer die Haut verbrennen können.


Folgende Anwendungen werden hier beschrieben:

Der variable:

Der sanfte:

Feuert kräftig:

Der Senfmehl-Wickel

Anwendungsgebiete

Senfwickel werden vor allem bei trockenem Husten, Bronchitis, Erkältung und Erkrankungen im Bereich der Lunge sowie bei rheumatischen Beschwerden und Gelenkentzündungen eingesetzt. Sie bewirken eine lokale Mehrdurchblutung und leiten gestaute Entzündungsprodukte ab. Die rasch wirkenden Senfbehandlungen lassen selbst schwere Entzündungen schnell bessern und haben dazu noch eine beruhigende Wirkung.

Bei Stirn- oder Kieferhöhlenentzündung legen Sie die Auflage auf den Nacken im Bereich zwischen dem 6. und 7. Halswirbel (der 6. Halswirbel ist der Knochen, den man mit der Hand erspüren kann, wenn man den Kopf vornüber neigt). Bei Atemweg-Erkrankungen kommt er im Bereich der Lungen auf den Rücken oder auf die Brust, bei Mittelohrentzündung hinter das Ohr. Für Anwendungen an empfindlicheren Stellen, besonders im Gesicht, sollte das Senfmehl mit Hafermehl gestreckt werden, um den Wickel hauterträglicher zu machen.

Vorsichtsmassnahmen

Vorsicht: Senfmehl-Wickel dürfen nicht an Kindern unter sechs Jahren und Personen, die unter Nierenerkrankungen leiden, vorgenommen werden! Im Bereich der Anwendung muss die Haut gesund und unverletzt sein.

Für hautreizende Pflaster und Umschläge wird meist schwarzer Senf verwendet, dessen ölige Bestandteile rasch in tiefere Hautschichten gelangen. Senf-Wickel sind Minutenanwendungen. Entfernen Sie die Auflage sofort, wenn Sie nur schon ein leichtes Brennen verspüren. Wenn das Senföl zu lange einwirkt, kann es von Rötungen bis zu leichten Blasenbildungen kommen.

Waschen Sie die Haut nach einer Senfanwendung gründlich ab und pflegen Sie sie mit einer guten natürlichen Pflegecrème mit Kamille, Lavendel oder Ringelblume. Bei gesunder Haut kann der lokale Reizeffekt bis zu zwei Tage anhalten. Wiederholen Sie die Anwendung an gleicher Stelle erst, wenn die vergangene Anwendung nicht mehr spür- und sichtbar ist.

Zubereitung und Anwendung

Für kleinflächige Anwendungen

werden zwei bis drei Teelöffel schwarzes Senfmehl mit wenig kaltem oder lauwarmem, aber nie heissem Wasser zu einer Paste vermischt und diese mm-dick auf ein Stück Gaze (Baby-Windel) oder Haushaltkrepp aufgetragen. Danach werden die Ränder überschlagen und das Kissen so aufgelegt, dass sich nur eine Lage Stoff zwischen der Haut und der Paste befindet.

Eine praktische Alternative sind grosse Teebeutel zum selbstabfüllen, die in guten Teeläden erhältlich sind. Pulver rein, Öffnung 2x umfalten und mit Bostitch oder Büroklammern verschliessen. In einen flachen Teller wenig Wasser geben, den Beutel darin befeuchten (sollte nicht tropfen) und sofort auflegen.

Für eine kräftige Wirkung kann man die Paste direkt auf die Haut streichen und die Stelle mit einem feucht-warmen Waschlappen bedecken. Vorsicht vor Verbrennungen! Beginnen Sie mit einer Auflagezeit von 1 bis 3 Minuten und waschen Sie die Haut nach Entfernen der Auflage mit Wasser. Kontrollieren Sie nach 10 Minuten die Haut. Wenn jetzt keine Rötung erkennbar ist, kann die Anwendung 1x wiederholt werden.

Für eine mildere Wirkung lässt man mehrere Lagen Gaze zwischen Haut und Paste oder man mischt vor der Wasserzugabe 1/3 Leinsamen- oder Hafermehl zum Senfmehl. Lein und Hafer ergeben sehr hautfreundliche Streckmehle. Dazu werden ganze Leinsamen oder Haferkörner am besten frisch in der Flockenpresse zu Mehl verrieben oder mit dem Blender zerkleinert.

Ebenfalls milder und sehr hautfreundlich ist der Senfmehl-Honig-Wickel. Dazu werden 2 Teelöffel Senfmehl statt mit Wasser mit einem Esslöffel flüssigem Honig angerührt, direkt aufgetragen und mit einem feucht-warmen Waschlappen abgedeckt.

Die Einwirkungsdauer richtet sich nach der Lokalisation, der Hautreaktion und dem allgemeinen Befinden und sollte 15 Minuten nicht überschreiten. Empfindliche benachbarte Hautstellen sollten vorher mit einer Fettcrème abgedeckt werden. Bei Unsicherheit empfiehlt es sich, auf einer empfindlichen, aber gut einsehbaren Stelle, z.B. auf der Innenseite des Unterarms, einen Test zu machen (5 bis 10 Minuten auflegen, abwaschen und nach 15 Minuten kontrollieren). Die Haut darf gerötet sein, sollte aber nicht stark brennen. Nach der Entfernung der Kompresse wird die Haut mit warmem Wasser abgewaschen und mit einer natürlichen Pflegecrème (Kamille, Lavendel oder Ringelblume) eingerieben.

Für grossflächige Anwendungen

Am Rücken wird er wegen der grossen Fläche schwächer, in Form eines feucht-warmen Umschlags mit Senfmehlwasser angewendet: Einen gehäuften Esslöffel Senfmehl in eine Schüssel geben, eine Tasse warmes Wasser dazugeben und gut auflösen. Ein Leinen- oder Baumwolltuch (Geschirrtuch) in dieses Wasser geben, gut durchkneten, herausnehmen, nicht zu trocken auswringen und auf Rücken oder Brust legen. Mit einem Wolltuch abdecken und gut warm halten. Das Tuch so lange auf der Stelle belassen, bis unangenehmes Brennen geäussert wird, längstens aber 20 Minuten. Danach abwaschen, leicht eincrèmen und warm anziehen.

Colamn's MustardSenfmehl wird heute nur noch von Spezialgeschäften (wirklich gute Drogerien, Gewürzhandel) angeboten. Man muss gut darauf achten, dass man frische Ware erhält; ältere ist oft nicht mehr wirksam.

So können Sie die Qualität einfach und schnell bestimmen: Eine grosse Messerspitze Mehl mit wenigen Tropfen warmem Wasser zu einem Brei rühren. Es muss sich ein stechendes Aroma entwickeln, das beim Riechen in der Nase brennt.

Für sanftere Anwendungen verwende ich gerne den relativ milden Colman's Mustard. Ihm ist ziemlich viel Curcuma (Gelbwurz) beigemischt. Curcuma wirkt entzündungshemmend und anti­bakteriell, das macht das Produkt besonders hautverträglich. Colman's Mustard ist bei uns Standard in der Küche und darum immer relativ frisch.

Der Ingwer-Wickel

Ingwerpulver kann prinzipiell wie Senfmehl verwendet werden, ist aber wesentlich milder. Ingwer entwickelt eine angenehme Eigenwärme. Der Ingwer-Wickel ist das bevorzugte Mittel für Wärmeanwendungen im Bereich der Nieren oder der Blase. Selten einmal kann er die Haut reizen. Trotzdem ist bei empfindlichen Personen oder Verhältnissen Vorsicht geboten. Decken Sie empfindliche Stellen wie Brustwarzen vorher mit einer Fettsalbe ab und wenden Sie den Ingwerwickel lieber kurz als zu lang an. Bei kleinen Kindern und besonders bei Babys ist eher ein Ingwerteewickel (siehe unten) angebracht.

Zubereitung des Ingwer-Wickels

Es gibt 2 Methoden, einen Ingwerwickel anzulegen: Bei Erwachsenen und grösseren Kindern wird ein Teelöffel Ingwerpulver mit etwas Wasser angerührt, der Brei gleichmässig auf einem feuchtwarmen Waschlappen verteilt und aufgelegt. Mit einem Lein-, Frottee- oder Wolltuch abdecken oder einwickeln und 15 bis 30 Minuten einwirken lassen. Um Hautreizungen vorzubeugen, entfernen Sie die Auflage, sobald die Wärme deutlich spürbar ist. Das behandelte Areal wird abgewaschen und danach wieder wärmend zugedeckt. Ganz zum Schluss, nachdem die wärmende Auflage entfernt wurde, empfiehlt es sich, die Haut mit einer guten Pflegecrème (z.B. mit Lavendel oder Ringelblumen) oder einem wärmenden Öl (z.B. ein Johanniskrautauszug) nachzubehandeln.

Eine noch sanftere Methode

ist der Ingwerteewickel. Bereiten Sie dazu eine halbe Tasse starken Ingwertee (1 Teelöffel Pulver oder etwas frisch geraffelte Wurzel heiss angiessen und 10 Minuten ziehen lassen) und tränken den Waschlappen damit. So ist eine gleichmässige Verteilung gewährleistet. Für die Auflage reicht ein halber bis ein Deziliter Wasser. Besonders bei Atemwegerkrankungen empfiehlt es sich, etwas mehr davon zuzubereiten und den Rest möglichst warm, wenn er süss sein muss, mit etwas Honig, zu trinken.

Die Meerrettichauflage

ist die am stärksten reizende Scharfstoff-Anwendung. Sie ist wesentlich schärfer als der Senfmehlwickel. Für Kleinkinder ist sie absolut tabu, weil viel zu stark. Je jünger und zarter die Haut ist, desto schneller wird sie durch die scharfen Öle verletzt.

Anwendungsgebiete:

Eine klassische Anwendung der Meerrettichkompresse ist die Nackenkompresse bei Erkältungskrankheiten. Sie bewirkt reflektorisch eine Durchblutungssteigerung der Nasennebenhöhlenschleimhäute, lässt das Sekret besser abfliessen und lindert dadurch den unangenehmen Kopfdruck und das Gefühl, dass «alles zu» sei.

Sie ist auch bei Kopfschmerzen oder Migräne geeignet, bei Neuralgien, rheumatischen Beschwerden, Zahnschmerzen oder bei asthmatischen Beschwerden. Bei Blasenent­zündungen wird eine Kompresse auf die Blasengegend gelegt. Bei der Einnahme wirkt Meerrettich harntreibend.

Zubereitung und Anwendung:

Eine pflaumengrosse Menge frisch geriebener Meerrettich wird so in einen Coupon Haushaltpapier (Küchenrolle) eingefaltet, dass der Meerrettich auf einer Seite nur von einer Lage Papier bedeckt ist. Bei Erkältungskrankheiten wird die Kompresse mit dieser dünnen Seite auf der Haut für 2 bis 5 Minuten auf den Nacken zwischen den 6. und 7. Halswirbel gelegt. Der 6. Halswirbel ist der Knochen, den man mit der Hand erspüren kann, wenn man den Kopf vornüber neigt. Diese Stelle ist die Reflexzone zum Nasen-, Rachen- und Nebenhöhlenbereich.

Sobald nur schon eine Spur von Wärme bemerkt wird (beim ersten Mal aber spätestens nach 5 Minuten), muss die Kompresse entfernt werden. Die gerötete Stelle wird abgewaschen und mit Johanniskrautöl eingerieben. Alle 1 bis 2 Tage wiederholen und auch bei guter Verträglichkeit die Auflage bis höchstens 15 Minuten auf dem Nacken belassen. Nicht länger als insgesamt 2 bis 3 Wochen anwenden.

Will man die Anwendung sanfter, mischt man den Meerrettich mit wenig Magerquark oder Honig, dann kann er auch auf der Stirn oder um die Nase aufgelegt werden.

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