Rezepturen und Zubereitungen

Schwedenkräuter: Ein «Allerweltsheilmittel»


Der Begriff Schwedenkräuter oder Schwedenbitter meint praktisch immer den alkoholischen Auszug, also eine Tinktur aus einer Mischung bestimmter Zutaten, die äusserlich und innerlich angewendet werden kann.

Die Geschichten um die Schwedenkräuter-Tropfen sind schon sehr alt und haben dementsprechend sagenhafte Züge. Die meisten Anwendungsberichte stammen aus Publikationen von Maria Treben (1907 bis 1991), einer sehr umstrittenen Heilkräuterfrau, die auf der Basis eines starken Gottvertrauens wirkte.

Publikationen von Frau Treben sind mit Vorsicht zu geniessen, denn sie behauptete unter anderem, Aids und Krebs mit Kräutertees heilen zu können. Frau Treben wurde von vielen Anhängern wie eine Heilige verehrt. Krankheiten, die sie nicht kannte, existierten für sie ganz einfach nicht. Ihr Hauptwerk, das über 4 Millionen Mal verkaufte Buch «Gesundheit aus der Apotheke Gottes», hat der Naturheilkunde in der öffentlichen Meinung einen zweifelhaften Dienst erwiesen.

Eine viel zitierte alte Handschrift berichtet von etwa 40 Indikationen, bei denen eine regelmässige Einnahme von Schwedenkräuter-Tropfen angezeigt sei. Sie «stärkten den Körper und erfrischten Nerven und Blut. Kurz, sie vertreiben überhaupt alle Krankheiten», ganz im Sinne von Frau Treben. Wer es konkreter möchte, kann sich an folgende Angaben halten:

Äusserliche Anwendung

Äusserlich wird Schwedenkräuter-Alkohol als Einreibemittel pur oder in Form einer Auflage oder eines Wickels mit Wasser verdünnt angewendet. Bei Verletzungen, Wunden, Brandwunden, Beulen, Erfrierungen, Hühneraugen, Bisswunden. Bei aufgeplatzter oder roter Haut eine befeuchtete Gaze auflegen, bei Halsweh einen Wickel anlegen und so weiter.

Innerliche Anwendung

Für die innerliche Anwendung wird der Schwedenkräuter-Alkohol sehr stark verdünnt: Für ein Glas Wasser oder Tee nimmt man nicht mehr als einen Teelöffel der Tinktur. Wenn nichts anderes vorgegeben ist, trinkt man täglich am Morgen und am Abend ein Glas dieser Flüssigkeit. Bei Magenkrämpfen, Verdauungsstörungen, Leber- und Gallenerkrankungen, Schlaflosigkeit, Grippe, Nierenerkrankungen, Fieber, Blutarmut, Appetitlosigkeit und, und, und. Die Wirkung scheint hauptsächlich über die Regulierung der Verdauung zu erfolgen.

Lassen Sie sich von obiger Indikationslyrik nicht beeindrucken. Je mehr Krankheiten solch historische Zubereitungen zu heilen versprechen, desto grössere Vorsicht sollte man walten lassen. Beobachten Sie während des Anwendungszeitraums Ihren Körper; Sie werden merken, ob es Ihnen gut tut. Alle diese Angaben erfolgen ohne Gewähr für Richtigkeit und Wirkung. Überlieferte Rezepturen sind Volksheilwissen. Wer sie anwendet, ist für sein Tun selbst verantwortlich.

Heute ist der sogenannte «kleine Schwedenbitter», die Mischung, die auch von Maria Treben erwähnt wurde, die bekannteste Überlieferung. Das Original enthielt noch 10 gr. Kampfer. Weil Kampfer aber gesundheitlich umstritten ist, wurde er hier ersatzlos weggelassen.

Zusammensetzung des kleinen Schwedenbitters

Um den gebrauchsfertigen «Bitter» zu erhalten, setzt man die angegebene Menge Drogen während mindestens 14 Tagen in 1 Liter Schnaps (40 bis 70vol%) an und filtriert die Flüssigkeit anschliessend. Für die innerliche Anwendung gibt man noch etwa 60 Gramm Kandiszucker hinzu, zum einreiben nicht, das würde dann nur kleben.

In Apotheken, Drogerien oder im Versandhandel gibt es den Bitter als Tinktur und auch als alkoholfreie Lösung. Oft werden auch fertige Drogenmischungen angeboten, die selbst angesetzt werden können. Aber Vorsicht: Es lohnt sich, Preisvergleiche anzustellen: 100gr der Mischung kosten von 5 bis über 30(!) Franken. Fragen Sie auch nach Schwedenkräuter-Tabletten (z.B. für Alkoholkranke, die jeden Tropfen Alkohol meiden müssen) oder Salben. Es gibt sehr selten noch wirkliche Apotheker, die solche selbst hergestellten Spezialitäten verkaufen.

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