Liqueur und Elixier

Unheil ?      Heil ?      Genuss !


Alkohol in der Naturheilkunde

Was für die einen währschafte Medizin, ist für die anderen ein Ding des Teufels: Alkohol kann – wie so viel anderes – beides sein: Ein Heil- oder ein Unheilmittel, je nachdem, wie es verwendet wird.

Man mag jetzt einwenden, was denn ein Nervengift wie Alkohol in der Heilkunde zu suchen habe. Eine etwas kontroverse Angelegenheit, gewiss. Doch wenn man Vor- und Nachteile abwiegt, wird man früher oder später zur gleichen Einsicht kommen, wie sie uns vom bekannten Arzt und Mystiker Paracelsus (1493 bis 1541) überliefert wird:

 

Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift

allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist

Und die rechte Dosis macht das Gift zum Heilmittel

 

In der Naturheilkunde finden alkoholische Auszüge vor allem in Form von Tinktur Verwendung, äusserlich als Einreibemittel, innerlich in Form der berühmten 3 x 20 Tropfen täglich, mit denen sich schon Generationen vor uns geheilt haben. Und dann gibt es ja auch noch die «Genussheilkunde»: Liqueur, Elixier oder Gewürzwein sind Heil- und Genussmittel in Einem.

Wein und Kräuterwein

Täglich ein Gläschen Wein gehört zur mediterranen Lebens- und Ernährungsweise, die ja bekanntlich nicht die ungesundeste ist. Neben einem guten Tropfen zum Genuss wird er im Winter auch gern als wärmender Glühwein genossen.

Nicht ganz so bekannt sind Auszugsweine, Kräuter- oder Gewürzweine, die wie Tinkturen oder Kräuteressig angesetzt werden. Verwenden Sie dafür aber nicht den Billigst-Wein aus dem Grossverteiler. Auf versteckte Schadstoffe, Hilfs- und Schönungsmittel können wir hier verzichten. Gönnen Sie sich – auch wenn er «totgekocht» wird – einen sauberen, biologisch produzierten Wein. Er kann durchaus preiswert sein, aber von ehrlicher Qualität.

Wenn Sie Wein wegen des Alkohols ablehnen, seinen Geschmack aber mögen, müssen sich nicht untreu werden. Wein lässt sich so lange kochen, bis der grösste Teil des Alkohols verdampft ist. Nach einer halben Stunde, unter Rühren und ohne Deckel gekocht, bleiben noch ca. 35% des Alkohols erhalten, nach zwei Stunden sind es noch 10%.

Die Herstellung von Liqueur und Elixieren

Auf der Basis von Dörrobst, Trockenfrüchten und aromatischen Heilpflanzen wie zum Beispiel Pfefferminze oder Engelwurz lassen sich mit verhältnismässig kleinem Aufwand feine Liqueure oder Elixiere herstellen. Das Grundrezept dazu ist einfach: Es werden ein alkoholischer Auszug (Tinktur), Zuckersirup und je nach Produkt auch noch Wein oder andere Flüssigkeiten gemischt.

Zuerst die Tinktur, dazu werden benötigt:

  • Ein Einmachglas mit 1 bis 2 Litern Inhalt (die mit dem Bügelverschluss und dem Gummiring)
  • 1 Liter Vodka oder ein guter Weinbrand. Man kann natürlich auch Kernobstbranntwein oder sonst einen «Hausschnaps» verwenden. Vodka hat den Vorteil, dass er keinen Eigengeschmack hat, der im Fertigprodukt störend sein kann.
  • 100-200gr. kleingeschnittene Trockenfrüchte. Diese sollten naturbelassen, das heisst ungeschwefelt, ungezuckert und richtig durchgetrocknet sein. Am besten selbst trocknen oder Bio-Qualität kaufen. Für einen Frischpflanzen-Liqueur werden als Faustregel etwa 200gr. Pflanzenteile pro Liter Alkohol verwendet. Diese Menge variiert aber je nach Droge und Pflanzenteil beträchtlich.
  • Gewürze oder ätherische Öle nach Wahl

Der Schnaps, die Pflanzenteile und gegebenenfalls auch die Gewürze kommen ins Glas und werden während 2 bis 4 Wochen bei Raumtemperatur nicht an der Sonne ausgezogen. Dabei sollte der Inhalt täglich etwas bewegt werden.

Ätherische Öle werden erst am Schluss der fertigen Tinktur beigegeben. Wichtig: Ätherische Öle müssen vor der Beigabe zur Tinktur in einem Schluck möglichst hochprozentigem (80+%) Schnaps emulgiert werden, weil sie sich bei einem für Liqueur typischen Alkoholgehalt von 20 bis 30% nicht auflösen.

Ich lasse Blüten und Blätter 2 bis 3 Wochen, Früchte, Wurzeln oder Rinde mindestens 4 Wochen ausziehen. Besonders die festen Pflanzenteile müssen vorher so gut wie möglich zerkleinert werden. Danach wird die jetzt meistens sehr farbige Flüssigkeit abgesiebt und filtriert, in dunkle Flaschen abgefüllt und kühl gelagert. Eine Tinktur lässt sich jahrelang aufbewahren, ohne gross Schaden zu nehmen.

Dann der Zuckersirup

Das DAB (Deutsches Arzneimittelbuch) definiert Sirup als eine Lösung von 64% Zucker und 36% Wasser. Für die private Verwendung spielt es eigentlich keine Rolle, wie konzentriert der Sirup ist. Es empfiehlt sich aber, immer die gleiche Konzentration zu verwenden, damit sich die Rezepturen leichter nachvollziehen lassen.

Man kocht den Sirup in einer Pfanne mit einem dicken Boden. Dies ist wichtig, denn bei Pfannen mit dünnem Boden brennt er leicht an. Zu einem Liter Wasser gibt man 2 gr Zitronensäure, erhitzt dieses und gibt unter Rühren 1.8 kg Kristallzucker dazu. Man hält den Sirup ein paar Minuten am kochen und schöpft dabei möglichst viel Schaum ab. Danach wird er noch heiss in vorgewärmte Flaschen abgefüllt und gut verschlossen. Er sollte langsam abkühlen und danach bei Raumtemperatur gelagert werden.

Es gibt natürlich auch noch sinnvollere Süssungsmittel als weissen Industriezucker, zum Beispiel Agaven- oder Ahornsirup, Birnendicksaft, Honig und viele mehr. Wenn ich trotzdem weissen Zucker verwende, dann darum, weil dieser keinen Eigengeschmack hat und damit das Aroma der verwendeten Pflanzen am besten zur Geltung kommt.

Danach werden die Flüssigkeiten vermischt

Das folgende Beispiel kann nach Belieben abgeändert werden. Es sind auch Zugaben von Liqueur oder Heilpflanzenauszügen denkbar. Der Alkoholgehalt des fertigen Produkts sollte mindestens 20% betragen. Je höher der Alkoholgehalt, desto länger kann das Produkt aufbewahrt werden, ohne dass es Schaden nimmt.

  • 2 bis 3 Teile Tinktur
  • bei Bedarf wenige Tropfen eines ätherischen Öls nach Wahl. Werden ätherische Öle nur in die Tinktur getropft, werden sie immer oben auf schwimmen. Sie müssen in wenig hochprozentigem Alkohol (80+%) verschüttelt werden, bevor sie der Tinktur beigegeben werden. Wenn kein Starkschnaps da ist, behelfen Sie sich mit einer Honigemulsion: Das ätherische Öl wird in wenig flüssigem Honig gut verrührt, dann mit etwas Tinktur verdünnt und anschliessend mit den Rest der Tinktur vermischt. Mehr zum Thema ätherische Öle lesen Sie hier.
  • Süssstoff: Wenn die Tinktur nur nach dem Auszugsgut schmecken soll, 1 Teil Zuckersirup nach DAB (als ungefährer Richtwert). Darf sie geschmacklich noch etwas angereichert werden, alternative Süssungsmittel mit einem gewissen Eigengeschmack wie oben beschrieben.
  • 1-3 Teile Wasser oder Kräuter- oder Gewürzaufguss. Wasser immer zuerst abkochen. Flüssigkeiten immer abkühlen lassen, bevor sie mit der Tinktur vermischt werden.
  • evtl. Rot- oder Weisswein, je nach Gusto. Wein bringt einen gewissen Säuregehalt in das Produkt. In einem Wildbeeren-Elixier kann sich das gut machen.

Ein paar Eigenkreationen als Beispiele:

Das berühmte Crazy-Elixier

Das dunkle Elixier auf der Basis von vollreifen schwarzen Kirschen, veredelt mit weiteren Tinkturen und abgerundet mit feinen Gewürzen und ätherischen Ölen

Die Sommerfruchtbasis

Die herzhafte Basis manch feiner Longdrinks lässt sich am Dessert-Tisch wie in der Küche kreativ verwenden.
Der Liqueur für süsse Stunden in lauen Sommernächten.

Die wilde Überraschung

Die Beere ist bitter, herb und sauer, also kaum ein Genuss. Der Liqueur erinnert etwas daran, ist aber nur noch wenig sauer und bitter. Er hat ein wild-aromatisches Aroma und einen langen, fruchtigen Abgang.

Eine interessante Überraschung für Geniesser edler Aromen wilder Beeren. Sehr gehaltvoll und entsprechend ergiebig.

«Chartreuse Liqueur»

Im Original ein feiner, aber leider viel zu süsser Liqueur nach einer alten Kloster-Rezeptur. Ich habe eine ebenfalls überlieferte Rezeptur leicht abgeändert. Enthält die Auszüge von Melisse, Minze, Angelika, Thymian, Ysop, Wermut, Arnika, Muskatblüte und Zimtrinde.

Im Geschmack frisch, vielschichtig und sehr gehaltvoll. Ein konserviertes Sommerbouquet.

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