Angewandte Naturheilkunde

Heilen ohne Wirkstoffe: Heisse und kalte Güsse


Die sogenannten «Güsse», typische Kneipp-Anwendungen mit langer Tradition, wurden vom legendären «Wasserdoktor» und Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) entwickelt und sind in weiten Bevölkerungskreisen bekannt, weil sie kostenlos, einfach anzuwenden und sehr wirkungsvoll sind. Während Kneipp sie anfänglich noch mit der Giesskanne durchgeführt hat, verwendet man heute meistens Gummischlauch, Kombibrause oder ein spezielles Giessrohr aus Edelstahl.

Giessen ist nicht duschen

Duschen kennen wir von der täglichen Anwendung zur Genüge. Der Duschstrahl tritt als Regendusche oder mit Druck, punktförmig und mit Luft vermischt auf den Körper. Beim Guss wird dagegen ein satter, beinahe druckloser Wasserstrahl einem Körperteil entlanggeführt. Der so begossene Körperteil wird von einem glatten, weichen Wasserstrahl ohne Luftbeimischung umspült. Das ist wichtig für den schnellen Temperaturwechsel.

Der Strahldruck sollte so eingestellt werden, dass das Wasser beim aufrecht gehaltenen Schlauch die Mündung um eine knappe Handbreit übersprudelt.

Im WebShop des Kneippverbandes wurde lange Zeit eine überaus praktische Kombibrause angeboten; eine normale Duschbrause, die mit einem einzigen Handgriff in ein «Kneipp'sches Giessrohr» umgebaut werden konnte. Seit Sommer 2015 ist diese Kunststoff-Kombibrause nicht mehr erhältlich; sie wird nicht mehr hergestellt. In der Irchelpraxis sind noch ein paar wenige Exemplare dieser Kunststoff-Kombibrause vorrätig. Klienten der Irchelpraxis können diese Kombibrause in Gebrauchsleihe während 4 Wochen kostenlos zu Hause testen. Kein Postversand!

Alternativ bietet Aqua Art, der Erfinder des bekannten Wassersparers AquaClic, eine ebenso praktische Guss-Kombibrause an. Das Modell heisst Elégance und macht seinem Namen alle Ehre. Das Designerstück spart einerseits im Dusch-Betrieb viel Wasser und Energie, erzeugt andererseits aber auch einen absolut perfekten satten Strahl für Kneipp-Anwendungen.

Das schafft keine andere Duschbrause: Während normale Brausen pro Minute 15-25 Liter Wasser verbrauchen, duscht man mit der Elégance selbst in der relativ verschwenderischen Standardeinstellung mit 12, mit dem mitgelieferten Zusatzregler sogar mit nur 10 Litern. Muss wirklich sehr viel Wasser gespart werden, ist sogar ein optionaler Regler erhältlich, der pro Minute nur 6 Liter Wasser verbraucht. Ein einfacher Dreh verwandelt das edle Stück in ein «Kneipp'sches Giessrohr», das mit 15 Litern immer noch weniger Wasser verbraucht, als normale Duschköpfe im Normalbetrieb.

Die Elégance hat zwar ihren Preis, aber dafür erhält man Schweizer Qualität aus Edelstahl mit 10 Jahren Garantie. Nix verchromtes Plästic, nix Made in Zeinaaah. Und selbst wenn einmal ein Problemchen auftauchen sollte, bietet Aqua Art besten Service: Die Irchelpraxis-Elégance wurde auch 12 Jahre nach dem Kauf noch repariert und war danach wieder wie neu.

Weitere Alternativen sind das Kneipp-Giessrohr für 90 bezw. 125 Franken und der PVC-Schlauch für ca. 60 Franken, ebenfalls beim Kneippverband erhältlich. Die beiden sind aber längst nicht so praktisch zu handhaben. Wenn man Qualität, Service und Lebensdauer berücksichtigt, ist die auf den ersten Blick relativ teure Elégance eindeutig die beste Wahl.

Die bewährte Kombibrause für 40 Franken ist leider nicht mehr lieferbar.

Das Giessrohr für 90 Franken, mit optionaler Schnellkupplung 125 Franken.
Bezugsquelle

Das Designstück von Aqua-Clic: Edel und langlebig, für 160 bis 210 Franken.
Bezugsquelle

Unedel, unperfekt, aber praktisch und konkurrenzlos günstig: Null Franken.

 

Güsse für unterwegs

Bei den heute üblichen Waschtisch-Armaturen fliesst das Wasser mit Luft durchmischt auf die Haut. Das spart zwar Wasser, ist für Güsse aber ungeeignet, denn dafür braucht es einen sanften, aber satten Strahl. Für einen Armguss am Arbeitsplatz oder im Hotel kann man sich so behelfen: Das Wasser in ein Gefäss (z.B. ein grösseres Trinkglas) fliessen lassen und den Guss währenddem aus diesem durchführen. Wo dies nicht möglich ist, lässt man das Wasser über die hohle Hand des anderen Arms etwas «entperlen».

Gussregeln

Kalte Güsse sind Sekundenanwendungen; sie werden ruhig, aber zügig durchgeführt. Der kalte Guss dauert bis zum Eintritt der Hautreaktion. Im begossenen Körperteil soll ein mässiger Kälteschmerz spürbar sein.

Für einen Kaltwasser-Guss muss der zu begiessende Körperteil durchgehend warm sein. Auch der Raum muss warm und frei von Zugluft sein. Das Wasser sollte «brunnenfrisch» sein. Der Körper wird nur soweit entkleidet, wie es für den Guss notwendig ist.

Nach dem Guss wird das Wasser nicht abgetrocknet, sondern nur mit der flachen Hand abgestreift; es muss verdunsten können. Nur dort, wo das Wasser nicht verdunsten kann (zwischen den grossen Zehen, im Schritt, unter den Brüsten und in den Achselhöhlen) kann abgetrocknet werden.

Nach dem Guss muss für sofortige Wiedererwärmung gesorgt werden, am besten durch Bewegung, damit das Wasser verdunsten kann, durch warme Bekleidung oder im vorgewärmten Bett.

Warme Güsse sind Minutenanwendungen. Eine Hautrötung ist erwünscht. Nach einem warmen Guss sollte der ganze Körper gut bekleidet werden; Zugluft ist auf jeden Fall zu vermeiden.

Wechselgüsse sind besonders wirksam. Sie beginnen mit einem mehrere Minuten dauernden warmen (mindestens 37°) Guss, gefolgt von einem wenige Sekunden dauernden kalten («brunnenfrischen») Guss. Diese Sequenz wird einmal wiederholt.

Ökologisch sinnvoller ist aber die «Warmbadkaltguss»-Methode. Sie benötigt viel weniger warmes Wasser. Ein Putzeimer dient als warmes Bad, dazwischen und zum Schluss wird kalt gegossen.

  • 5-10 Minuten warm baden
  • 10 Sekunden kalt begiessen
  • 5-10 Minuten warm baden
  • 10 Sekunden kalt begiessen

Regelmässig angewendete Wechselgüsse sind ein hervorragendes Gefässtraining.

 

Beispiele:

Der kalte Gesichtsguss

Der kalte Knieguss

Der Gesichtsguss ist der «Schönheitsguss» oder der «Quickie» für Kopfarbeiter. Er weckt am Morgen die Lebensgeister und erfrischt und belebt Haut und Hirn an anstrengenden Tagen. Ausser bei Augenleiden, grauem und grünem Star, Schnupfen, akuten Nebenhöhlenerkrankungen und Nervenentzündungen im Gesicht kann er eigentlich immer angewendet werden.

Er bewirkt eine aktive Durchblutung der Unterschenkel und regt damit die Organe des Unterleibs an. Regelmässig angewendet verhindert er das Entstehen kalter Füsse und Krampfadern. Er wird auch bei verschiedensten Fussbeschwerden empfohlen. Der kalte Knieguss kann auch zum Oberschenkelguss ausgedehnt werden, indem das Wasser seitlich bis zum Beckenknochen geführt wird.

Der heisse Nackenguss

Der heisse Lumbalguss

Der heisse Nackenguss wird empfohlen bei Muskelhartspann, Halskehre, Verspannungskopfschmerzen, Migräne und Ohrensausen. Bei Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen sowie grünem und grauem Star sollte er nicht angewendet werden.

Er beginnt mit 35°; Innerhalb 12 bis 15 Minuten wird die Temperatur langsam und gleichmässig bis zur Erträglichkeitsgrenze von etwa 43° erhöht. Abtrocknen und mit Johannisöl oder Ringelblumencrème einreiben und gut warmhalten. Dann im Bett entspannen und nachdünsten.

Er ist eine Wohltat bei Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nur bei lokalen Entzündungen sollte er nicht angewendet werden. Temperatur und Dauer sind wie beim heissen Nackenguss.

WIN-WIN statt Energieverschwendung: Die heissen Güsse benötigen viel fliessendes heisses Wasser. Es ist sinnvoll, das abfliessende Wasser in der Wanne zu sammeln, so, dass eine andere Person damit noch ein Bad nehmen kann.

Weitere Tipps dieser Art vermittelt das umfassende Dokument

«Natur- und Erfahrungsheilkunde»

der Irchelpraxis. Auf ca. 300 Seiten finden Sie grundlegende Anleitungen aus dem Bereich der Natur- und Volksheilkunde sowie einen umfangreichen therapeutischen Index mit konkreten und erprobten Hilfestellungen, um abgeklärte Beschwerden auf natürliche Art selbst zu behandeln.

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