Rezepturen und Zubereitungen

Essig der vier Diebe


Ein sehr altes Rezept, von dessen Entdeckung folgende Geschichte herumgereicht wird: 1630 wütete die Pest in der südfranzösischen Stadt Toulon. 4 Männer wurden dabei erwischt, wie sie ohne Furcht Leichname ausplünderten. Die Ratsherrn, die über die Diebe zu Gericht sassen, versprachen, sie davonkommen zu lassen, obwohl auf Leichenfledderei die Todesstrafe stand – wenn die Männer ihr Geheimnis preisgäben, wie sie sich vor der Ansteckung mit der Pest geschützt hatten. Die Diebe verrieten ihr «Geheimrezept» und wurden in die Freiheit entlassen.

Zubereitung

Es gibt mehrere Rezepte, die sich in den einzelnen Zutaten unterscheiden. Im Grunde genommen handelt es sich immer um einen Kräuteressig, also um eine Art Tinktur, halt eben mit Essig statt mit Alkohol angesetzt. Es sollte immer ein guter naturbelassener Essig in Bio-Qualität verwendet werden. Ich mache meine Ansätze mit naturtrübem Apfelessig.

Im Sommer, wenn der Garten voll davon ist, erntet man die Kräuter am besten am Morgen, sobald der Tau verdunstet ist. Das frische Pflanzenmaterial lässt man einen oder zwei Tage anwelken, weil ein hoher Wasseranteil die Säurekonzentration des Essigs reduziert, was ihn weniger lang haltbar macht. Danach wird es grob zerkleinert, in eine Flasche gegeben und diese mit dem Apfelessig möglichst luftfrei aufgefüllt.

Die Flasche bei Raumtemperatur stehen lassen, täglich kurz aufschütteln und nach 2 bis 4 Wochen durch einen Filter abgiessen. Dazu eignet sich ein grosses Sieb mit eingelegter Gaze (Mundtüchlein, Babywindel). Wenn das Produkt klarer sein soll, wird es danach zusätzlich noch durch einen Kaffeefilter gegossen und dann in Flaschen möglichst luftfrei (bis zum Rand füllen) abgefüllt und kühl gelagert. Für die Optik können auch noch einzelne schöne Pflanzenteile in die Flasche gegeben werden.

Wenn immer möglich, sollte man einen Kräuteressig mit frischen, biologisch produzierten Kräutern ansetzen. Prinzipiell kann man dafür natürlich auch getrocknete Kräuter verwenden. Von getrockneten Pflanzenteilen nimmt man 10 bis 50% der Frischpflanzenmenge, weil diese ja kein Wasser mehr beinhalten.

Verschiedene Variationen, immer auf einen halben Liter Essig berechnet

Das Grundrezept

Je 1 Esslöffel Salbei, Lavendelblüten, Rosmarin und Thymian.

Variante 1

Geben Sie zur Grundmischung noch 1 Esslöffel Mentha spicata (Krauseminze, duftet wie Spearmint-Kaugummi), 5 Gewürznelken, im Mörser gequetscht, 1 Teelöffel feinst geschnitten­er oder gequetschter Knoblauch, 3cm gebrochenen Stangenzimt und etwa ein Viertel einer kleinen Muskatnuss, fein gebrochen oder grob gemahlen.

Variante 2

Geben Sie zur Grundmischung noch je 1 Esslöffel Bibernell, Beifuss und fein duftende, chemiefreie Blüten von Bio-Rosen, in der Saison geerntet, und einen 10cm langen jungen Stiel der Engelwurz.

Weitere Varianten

Experimentieren Sie mit weiteren aromatischen Pflanzenteilen, die Sie kennen oder in Bio-Qualität kaufen können. Dazu bieten sich auch Früchte an: Orangen- oder Zitronenraspel, Fruchtfleisch von Stein- und Kernobst und Beeren (Himbeeren eignen sich sehr gut) geben dem Essig besondere Noten. Unbedingt beachten: Sehr wasserhaltige Früchte und Beeren sollten vorher getrocknet werden, weil sie sonst den Essig zu stark verdünnen. Er ist dann auch kühlgestellt nur noch wenige Wochen haltbar. Ein weiterer Tipp: Verwenden Sie statt Beeren die Blätter von Him-, Brom- oder Erdbeeren, sie enthalten weniger Wasser und färben auch nicht so stark.

Das Problem der verringerten Haltbarkeit kann man umgehen, indem man den fertigen Essig in sehr kleine Fläschchen (ca. 1dl) abfüllt. Sobald die Flasche angebraucht ist (Luft in grösseren Mengen hinzukommt) erhöht sich die Gefahr, dass er schlecht wird. Schlecht ist er, wenn sich Pilze bilden oder der Essig nicht mehr gut schmeckt. Schauen Sie sich eine angebrochenen Flasche deshalb genau an, bevor Sie sie bewegen.

Anwendung

Viele Menschen fürchten den Essig wegen seiner Säure. Wenn man aber einen milden Bio-Obstessig nimmt und diesen unmittelbar vor der Anwendung noch verdünnt, ist er sehr heilsam. Es ist wichtig, den Essig nicht auf Vorrat zu verdünnen, denn verdünnte Essige sind nicht mehr so lange haltbar.

Ein solcher Essig eignet sich wunderbar als Gurgelmittel bei Erkältungskrankheiten. Dafür gibt man einen Esslöffel Essig und einen Teelöffel guten, regional produzierten Honig auf ein halbes Glas warmes Wasser und gurgelt damit. Der Essig tötet Bakterien und Keime auf der Mundschleimhaut ab und der Honig balsamiert und heilt.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit sind Einreibungen des Brust- oder des oberen Rückenbereichs bei Erkältungen. Das fördert die Durchblutung und Entzündungen heilen damit schneller ab.

Wenn der Essiggeruch nicht zu störend ist, kann man ihn stark verdünnt auch als Raumspray benutzen. Wem Essig in der Raumluft unangenehm ist, kann die Pflanzen stattdessen auch mit einem neutralen Alkohol als Tinktur ansetzen. weiterlesen erfahren Sie mehr über Herstellung und Anwendung von Tinkturen.

Meistens steht er aber einfach in der Küche herum und nennt sich dort Kräuteressig. Dabei lohnt es sich, beim ursprünglichen Namen zu bleiben und eine schöne Flasche auch schön damit zu beschriften.